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"Jeder Schnitt schreit und befreit, bis alles zerschnitten ist, und eine andere Dimension erreicht."
- Barbara Ullmann

Wuchtige Kerben verschmelzen mit feinen, filigranen Schnitten. Das Feine und das Grobe lässt in seiner Polarität eine Wechselwirkung entstehen, das die Schwere des Materials aufbricht. Brachial in der Entstehung und meditativ in der Wirkung.
Barbara Ullmann, 1973 in Wolfratshausen bei München geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste München bei Sean Scully. Die Titel ihrer Werkreihen greifen existentielle Fragen und Fragen zu Leben, Tod und dem Fortbestehen der Seele wie z.B. „Seelen“ oder „Katharsis“, der nach dem Tod ihrer Mutter entstand, auf. So sieht sie ihre Arbeiten auch als Spiegel der Seele, die die Spuren des Lebens speichert. Die neueren Zyklen „Weltenbrechen“ und „Weltenbrausen“ spüren darüber hinaus der drohenden Zerstörung des gewohnten Weltgefüges nach. Dem weltweiten Schwinden von Moral. Egozentrischer Patriotismus und Nationalismus werden wieder salonfähig. Ein Ringen und Winden im Makrokosmos. Mit kraftvoller, existentieller Wucht schneidet sie mit der Flex Spuren, Furchen, tiefe Rillen und Spalten in ihren bevorzugten Werkstoff Holz, der vor dem Schneiden weiß oder schwarz mit Acrylfarbe bemalt wird. Dies akzentuiert die Tiefe der Schnitte und ihre Struktur noch zusätzlich. So entsteht ein dreidimensionales Gebilde mit einer reliefartigen Oberfläche, ähnlich einer Landschaft mit Höhungen und Verschattungen. Modifizieren in der Natur die Elemente Feuer, Wasser und Sonne den natürlichen Werkstoff Holz, nimmt Barbara Ullmann in ihrer Herangehensweise diese Prozesse auf ihre kraftvolle, aber in ihren Linien auch sensible Art und Weise auf und bezieht sich so auf dynamische Prozesse des Naturkreislaufs. Wie die Struktur der Wellenbewegung am Meer, wie die feinen Verästelungen einer Blattstruktur oder ein ausgewaschenes, von den Elementen gezeichnetes Flußbett finden sich immer neue, tiefgreifende Verbindungen und Trennungen in ihren dynamischen, kraftvollen und gleichzeitig sensiblen und ruhigen Arbeiten.
Ihre Werke waren bereits im Museum Rosenhang, Weilburg, bei der Salzburg Foundation, in der Städtischen Galerie Stadtmuseum Bergkamen und der Städtischen Kunsthalle München zu sehen.
- Stefanie Staby

„Aber jeder Schatten ist im Letzten doch auch ein Kind des Lichts und nur wer Helles und Dunkles, Krieg und Frieden, Aufstieg und Niedergang erfahren, nur der hat wahrhaftig gelebt.“
- Stefan Zweig